Gut gekühlt hält länger
Viele Nahrungsmittel, die auf den Äckern wachsen, verderben, bevor sie auf den Markt gebracht und verkauft werden können. Die transportablen Kühlhäuser „Ecofrost“ sollen das verhindern. Dieses Produkt ist eins von vielen Beispielen dafür, wie das Oikocredit-Partnerunternehmen Ecozen mit innovativen Solarlösungen die Landwirtschaft in Indien verbessern will.
4.600 Kilokalorien erzeugt die weltweite Landwirtschaft täglich pro Kopf an Nahrungsmitteln. 56 Prozent der Kalorien gehen jedoch verloren, bevor sie auf dem Teller landen. Nahrungspflanzen werden an Tiere verfüttert oder durch Transport- und Lagerverluste vernichtet. Für den Menschen bleiben dadurch nach Angaben von „Brot für die Welt“ nur noch etwa 2.000 Kilokalorien übrig. [1] Dass dennoch Essen gedankenlos verschwendet und weggeworfen wird, ist ein Skandal. Verluste im Produktionsprozess dagegen sind technisch reduzierbar. Im Globalen Norden liegt das größte Einsparpotenzial im Verhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher, während im Süden große Teile der Ernte aufgrund unzureichender Lagerungsmöglichkeiten bereits auf den Feldern und Bauernhöfen verrotten. Durch Schädlinge, Pilzbefall und Parasiten gehen dort nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO jährlich 30 bis 40 Prozent der Lebensmittel verloren. [2]
Längere Haltbarkeit mit Solartechnologie
„Ecofrost“, das mobile solarbetriebene Mini-Lagerhaus für Obst- und Gemüse, kann den Lebensmittelverlust um bis zu 30 Prozent reduzieren. „Bei den Erdbeerbäuerinnen und -bauern in Maharashtra lässt sich aus erster Hand erfahren, welche positiven Veränderungen der Zugang zu Kühltechnik am Erzeugerhof bewirkt“, erklärt Jason Rodrigues der Herstellerfirma Ecozen. Ihre Ernte hält sich fünf- bis achtmal länger. Einkommen der Bäuerinnen und -bauern steigen um bis zu 40 Prozent. Landwirtschaftliche Betriebe können mehr Lebensmittel verkaufen und Märkte erreichen, die weiter entfernt sind. Das gilt auch für Kleinbäuerin Sathya Sai, die ihre Ware in Frischequalität auf Märkten wie Hyderabad, Vijayawada und Chittoor verkauft: „Ich habe angefangen, Ecofrost für rote Chilis zu verwenden, um sie haltbar zu machen und Verfärbungen zu vermeiden. Zudem lagere ich Kurkuma-Stecklinge ein, um einen besseren Preis zu erzielen, wenn die Nachfrage steigt.“ Über die Online-Plattform „Eco connect“ werden die Kundinnen und Kunden über Anbautipps und aktuelle Marktpreise informiert, sodass sie ihre Ware in einem für sie günstigen Moment verkaufen können.
Alles im Blick
Für jede Obst- und Gemüsesorte werden die Parameter für Vorkühlung und Lagerung speziell einprogrammiert. Das Kühlhaus ist mit mehreren Sensoren ausgestattet, die die nötigen Daten zur Ferndiagnose liefern. Mithilfe einer App können die Benutzer*innen das Gerät individuell einrichten. In der Zentrale von Ecozen überwachen die Mitarbeitenden, dass alles reibungslos funktioniert. Sie berechnen die passenden Lagertemperaturen und achten darauf, dass nichts verdirbt. Auch in sonnenlosen Stunden funktioniert das Kühlhaus zuverlässig, denn der effiziente Energiespeicher hält nach Angaben des Herstellers bis zu 36 Stunden.Herausforderungen durch den Klimawandel
Der Klimawandel stellt die indische Landwirtschaft vor enorme Probleme. Ernten werden durch Dürren, starke Sonneneinstrahlung, hohe Niederschläge und Kohlendioxidkonzentration gefährdet. Eine extreme Hitze und ein später Monsun ließen dieses Jahr beispielsweise die Tomatenpreise rasant steigen. Nachhaltige Technologielösungen wie „Ecofrost“ oder Ecozens solarbetriebenes Bewässerungssystem „Ecotron“ unterstützen Landwirt*innen dabei, sich an den Klimawandel anzupassen und dessen Auswirkungen abzumildern. Diese Instrumente erleichtern zudem eine Diversifizierung der Feldfrüchte. Mehrere Sorten können gleichzeitig angebaut, geerntet und länger gelagert werden. Dies trägt zu Vielfalt auf den Feldern bei.
Hand in Hand
Seit 2021 stellt Oikocredits indische Tochtergesellschaft Maanaveya Ecozen eine bedarfsgerechte Kreditlinie zur Verfügung. Das Betriebskapital hat das noch junge Unternehmen erfolgreich in die Entwicklung und Herstellung ihrer Technologie gesteckt. Kiran Kodi, Manager für Erneuerbare Energien von Maanaveeya ist von der sozialen und ökologischen Wirkung dieser Investition überzeugt: „Ecozen erfüllt alle Kriterien, die für uns bei Oikocredit entscheidend sind.“ An der Schnittstelle von Landwirtschaft und erneuerbaren Energien kann Ecozen einen wichtigen Beitrag für die Zukunft leisten: Die Solartechnologien tragen zur Reduzierung von CO2-Emissionen in der Landwirtschaft und zur Deckung des steigenden Energiebedarfs in dem mittlerweile bevölkerungsreichsten Land der Erde bei. Gleichzeitig werden Kleinbäuerinnen und Kleinbauern widerstandsfähiger gegenüber den Folgen des Klimawandels und sind laut Ecozen in der Lage, durch gestiegene Produktivität und geringere Ernteverluste ihre Einkommen zu erhöhen.
Quellen:
1 brot-fuer-die-welt.de/themen/lebensmittelverschwendung
2 fao.org/in-action/seeking-end-to-loss-and-waste-of-food-along-production-chain/en/
Verfasst von Dr. Maximilian Held
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