Oikocredit Austria lud zur 32. Generalversammlung
Der Verein berichtete von seinen Aktivitäten im Jahr 2022 und gab einen Ausblick auf 2023.
Zum zweiten Mal nach der Covid-19-Pandemie, konnte der Österreichische Förderkreis Oikocredit Austria seine Generalversammlung wieder als hybride Veranstaltung anbieten. Rund 70 Mitglieder folgten der Einladung in die KPMG im 9. Wiener Gemeindebezirk und einige Teilnehmer*innen waren am 27. April 2023 auch online mit dabei. Die Geschehnisse in der KPMG wurden live via Zoom übertragen. Unabhängig davon wie teilgenommen wurde, hatten alle Mitglieder die Möglichkeit über die jeweiligen Tagesordnungspunkte abzustimmen.
Der Beginn der Generalversammlung stand im Zeichen einer Gedenkminute für die beiden verstorbenen ehemaligen Vorstandsmitglieder und jahrelangen Wegbegleiter von Oikocredit Austria, Dr. Robert Wychera und Dr. Gerhard Novy.
Im September 2022 ist Dr. Robert Wychera im Alter von 85 Jahren verstorben. Er war neben seiner erfolgreichen beruflichen Karriere im Raiffeisen Sektor, zuletzt als Generaldirektor-Stellvertreter der Raiffeisen Zentralbank AG, auch passionierter Philanthrop und engagierte sich für die Bekämpfung von Armut im Globalen Süden. Von 2002 bis 2008 war Dr. Robert Wychera als Vorsitzender des Österreichischen Förderkreises Oikocredit Austria tätig. Auch nach seiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender hat er als Mitglied im Förderkreis und als Ehrengast an fast jeder Generalversammlung teilgenommen.
Im Jänner 2023 ist Dr. Gerhard Novy im Alter von 85 Jahren verstorben. Er war Bankexperte und Vorstandsdirektor der Bank Austria bevor ihn Oikocredit Austria als Mitglied im Vorstand gewinnen konnte. Von 2002 bis 2014 hat Novy durch seine Fachexpertise in der Finanzbrache kombiniert mit seiner christlichen Nächstenliebe wesentlich zur positiven Entwicklung von Oikocredit Austria beigetragen. Auch auf internationaler Ebene hat er an der Organisationsentwicklung mitgewirkt und dadurch zur Stärkung von Oikocredit International beigetragen. Durch seine Mitarbeit wurde der Grundstein für die heutige Form der Anleger*innengemeinschaft gelegt, die einzigartig in der Investmentlandschaft ist. Sein Engagement in der österreichischen EZA bleibt unvergessen.
Danach begrüßte Bernhard Mechtler, Partner und Head of Audit der KPMG Austria, die Teilnehmenden der Generalversammlung herzlich. Nach zwei Jahren renovierungsbedingter Pause freute sich Mechtler den Saal im Dachgeschoss wieder für Veranstaltungen, wie die von Oikocredit Austria, öffnen zu können.
Wie Oikocredit International das Geld ihrer Anleger*innen im Jahr 2022 für Gutes eingesetzt hat und welche Aktivitäten der Förderkreis auf österreichischer Ebene umgesetzt hatte, erläuterten Mirjam ‘t Lam, Geschäftsführerin Oikocredit International, und Friedhelm Boschert, Vorstandsvorsitzender Oikocredit Austria.
Von links: Friedhelm Boschert (Vorstandsvorsitzender Oikocredit Austria), Klaus Bergsmann (kooptiertes Mitglied im Vorstand), Helmut Berg (Director Marketing & Sales), Aglaë Hagg-Thun (stv. Vorstandsvorsitzende / Mitglied im Mitgliederrat), Hermann Germ (Vorstandsmitglied), Tim Lainer (Vorstandsmitglied), Mirjam ‘t Lam (Geschäftsführerin Oikocredit International), Rainald Tippow (Vorstandsmitglied / Kassier), Maria Berger (Vorstandsmitglied), Markus Schlagnitweit (Vorstandsmitglied), Andrea Hagmann (Vorstandsmitglied), Elisabeth Faller (Vorstandsmitglied / Schriftführerin)
Rück- und Ausblick auf internationaler Ebene
Mirjam ‘t Lam reiste aus den Niederlanden an, um den österreichischen Mitgliedern das Jahresergebnis 2022 zu präsentieren und einen Ausblick auf das restliche Jahr 2023 zu geben. Die Genossenschaft konnte 2022 stabile finanzielle und soziale Resultate verzeichnen, ihre Strategie für den Zeitraum 2022-2026 abschließen, ein neues Anlagemodell verabschieden sowie ihre Führungs- und Verwaltungsstrukturen stärken. Möglich war das auch durch die loyalen Mitglieder und Anleger*innen, die sich durch Oikocredit und die soziale Geldanlage für eine gerechtere Welt einsetzen.
Zum zweiten Mal führte Oikocredit eine Umfrage unter den Endkund*innen durch, um zu erheben, wie diese ihre eigene wirtschaftliche Lage einschätzen und welche Veränderungen sie in ihrem Leben wahrgenommen haben. An der zweiten Befragung nahmen bereits knapp 16.500 Kund*innen von Oikocredit-Partnern teil. Das Ergebnis der Umfrage zeigte, dass vor allem unvorhergesehene Auswirkungen des Klimawandels, wie Dürren, Stürme, Überschwemmungen für die Kund*innen unserer Partner zunehmend zu einer großen Belastung führen.
Im Zusammenhang damit ist es wichtig Schulungs- und Beratungsprojekte für Partnerorganisationen auszubauen. 2022 nahmen 54 bestehende und potenzielle Partner an den unterschiedlichen Beratungen und Schulungen teil. Dazu zählen Schulungen zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette oder Schulungen für Kaffeebauern und -bäuerinnen zum Preisrisikomanagement.
Im Rahmen der neuen Strategie 2022-2026 wurden unter anderem Partnerschaften mit Opportunity International und Aqua for All geschlossen. Diese Partnerschaften ermöglichen es Oikocredit wiederum ihre Schulungs- und Beratungsprogramme weiter auszubauen und zu spezifizieren.
Die Geschäftsführung wird den Direktmitgliedern auf der internationalen Generalversammlung im Juni die Ausschüttung einer Dividende in Höhe von 0,5% vorschlagen.
Zu den Herausforderungen der Entwicklungsgenossenschaft zählten auch 2022 die zunehmende globale Armut, steigende Zinssätze und allgemein schwierige makroökonomische Bedingungen.
Im Zusammenhang mit der OECD-Beschwerde gegen Oikocredit stellte Mirjam ‘t Lam klar, dass Oikocredit allen Vorwürfen über unethische Praktiken bei ihren Partnerorganisationen nachgegangen ist und dies auch weiterhin tun wird. Oikocredit steht in engem Kontakt mit den sorgfältig ausgewählten Mikrofinanzinstitutionen in Kambodscha und konnte keine Fälle von Landverlusten aufzeigen. ‘t Lam betonte, dass sie davon überzeugt ist, dass unsere sorgfältig ausgewählten Partner ihre Vereinbarungen mit Oikocredit einhalten und sich zu bewährten Praktiken beim Kundenschutz verpflichten. Außerdem bespricht Oikocredit die Angelegenheit auch mit anderen Kreditgebern des Sektors, um eine gemeinsame Vorgehensweise sicherzustellen.
Oikocredit hat 2022 wichtige Unternehmensbereiche wie Strategie, Governance, Unternehmensführung und Personal erneuert und gestärkt. Die Umsetzung der neuen Strategie, das neue Anlagemodell und die weiteren Veränderungen werden auch 2023 sorgfältig beobachtet, um das Kapital abzusichern, bestehende Anleger*innen zu halten, neue Anleger*innen zu gewinnen und das hochwertige Portfolio mit sozialer Wirkung auszubauen.
Viele Herausforderungen wie etwa die Inflation, steigende Zinsen und nicht zuletzt der Ukrainekrieg bleiben bestehen.
Mehr zum Jahresergebnis 2022 von Oikocredit International lesen Sie hier oder im internationalen Jahresbericht 2022.
Vorstellung des Mitgliederrates
Aglaë Hagg-Thun, stv. Vorstandsvorsitzende des Österreichischen Förderkreises berichtete kurz über ihre Tätigkeit als Mitglied im Mitgliederrat (Members Council) von Oikocredit. Dieser ist Teil der Leitungsstruktur von Oikocredit und ist ein Konsultations- und Beratungsgremium, das die Mitgliedsorganisationen von Oikocredit weitgehend repräsentiert. Er tritt zwischen den Generalversammlungen der Mitglieder zusammen und wird von den Mitgliedern gewählt, um ihre Interessen zu vertreten und zu fördern. Der Beirat wurde 2016 mit zunächst sechs Mitgliedern eingerichtet und soll auf insgesamt neun Personen anwachsen.
Hagg-Thun betonte, dass der Mitgliederrat für Kommentare, Anregungen und Anliegen der Mitglieder und Anleger*innen offen steht und es vor allem darum gehe eine Gemeinschaft von Anleger*innen aus den verschiedenen Ländern und den Partnerorganisationen sowie regionalen Mitarbeiter*innen im Globalen Süden zu schaffen. Dieser Austausch wurde bereits mit der ersten Online-Veranstaltung „Oikocredit Live“ zur Umfrage zur Selbstwahrnehmung der Kund*innen ermöglicht. Einen Nachbericht zur Veranstaltung mit der Mikrofinanzinstitution Finca Perú lesen Sie hier.
Aktivitäten von Oikocredit Austria
Vorstandsvorsitzender Friedhelm Boschert präsentierte die Arbeit von Oikocredit in Österreich. Im vergangenen Jahr konnte das Anteilskapital trotz verheerender Krisen bei rund 129 Millionen Euro gehalten werden. Die Anzahl der Mitglieder in Österreich ging mit 6.624 Mitgliedern leicht zurück. Grund dafür sind nicht zuletzt die Folgen der Pandemie, der Ukrainekrieg und die Inflation. Setzt man das Ergebnis jedoch in Relation zu den Gesamtzahlen von Oikocredit International, so zeigt sich, dass das Anteilskapital sowie die Anzahl der Mitglieder und Anleger*innen in Österreich 11,5 % des Gesamtvolumens von Oikocredit International ausmacht. Boschert dankte an dieser Stelle der Loyalität und dem wertvollen Engagement der österreichischen Mitglieder.
Der Förderkreis organisierte im vergangenen Jahr 44 Veranstaltungen in ganz Österreich und online, darunter fünf (Online-)Infoabende, zwei Netzwerktreffen und einige Teilnahmen an Messen und Symposien. Insgesamt nahmen rund 1.000 Personen an den Events teil. Auch die Bildungsarbeit setzte der Verein in Form von Vorträgen an Schulen und Universitäten, Workshops und zwei weiteren Bildungsprojekten mit der Dr. Auma Obama Foundation Sauti Kuu fort.
Die beiden Bildungsprojekte ermöglichten es Jugendlichen bei einem mehrwöchigen Aufenthalt in Österreich Zusatzausbildungen im Bereich der Landwirtschaft zu erhalten. Ziel ist es dabei, den jungen Menschen neue Ideen zu geben und damit die Landwirtschaft in Kenia aufzuwerten und für Jugendliche attraktiver zu machen. Das Projekt wird von Doris Schmidhauer als Schirmherrin unterstützt. Im Rahmen des Projekts, gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer Niederösterreich und der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt Francisco Josephinum in Wieselburg, absolvierten die Jugendlichen eine Weiterbildung. Dabei lernten sie über unterschiedliche landwirtschaftliche Themen – speziell der Veredelung von Lebensmitteln –, um danach ihr neues Wissen in ihrem Heimatland anzuwenden.
Mit seiner Öffentlichkeitsarbeit auf verschiedenen Kanälen generierte Oikocredit Austria auch letztes Jahr auf verschiedenen Medienplattformen Aufmerksamkeit für die soziale Wirkung der Geldanlage bei Oikocredit sowie die lokalen Aktivitäten und Veranstaltungen. Zentral waren dabei unsere Testimonials, wie die Generaldirektorin des KHM-Museumsverbands, Dr. Sabine Haag, und das Tatort-Duo Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer. Ein großer Dank gilt den Testimonials, die Oikocredits „Hilfe zur Selbsthilfe“ pro bono unterstützen sowie den Medienpartnern, die unsere öffentlichen Auftritte durch großzügiges Entgegenkommen ermöglichen.
Für 2023 plant der Förderkreis für Schulen neue Formate und Inhalte weiterauszubauen und vermehrt Angebote zum Thema Finanzbildung zu schaffen. Darüber hinaus wird es einige Online-Veranstaltungen mit Partnerorganisationen von Oikocredit geben, bei dem Teilnehmende die Möglichkeit haben direkt mit den Oikocredit-Partner vor Ort in Kontakt zu kommen und sehen können welche Wirkung ihre Gelder haben.
Im Jahresbericht 2022 von Oikocredit Austria lesen Sie mehr zu den Aktivitäten in Österreich.
Rechnungsprüfung
Nach dem Überblick der Tätigkeiten des Förderkreises, präsentierte der Kassier Rainald Tippow den Jahresabschluss 2022. Bernhard Mechtler von KPMG berichtete positiv von dessen Prüfung sowie von der Rechnungsprüfung. Es gab keine Feststellungen und die Mitglieder wählten KPMG für 2023 erneut zum Rechnungsprüfer. Auch genehmigten sie das heurige Budget.
Nach Abschluss des offiziellen Teils ließen alle Besucher*innen die Generalversammlung bei einem Buffet und angeregten Gesprächen ausklingen.
Oikocredit Austria dankt allen teilnehmenden Mitgliedern, den Ehrenamtlichen, Bettina Kerschbaumer für die Moderation, donau_Kanal TV, Wangler Media und Top Event für die technische Unterstützung und die mediale Begleitung sowie Horst Neumayer (Network Defense) ebenfalls für die technische Unterstützung.
Sobald das Protokoll fertiggestellt wurde, können Sie es hier herunterladen.
Archiv > 2023 > Mai
- 31. Mai 2023 - Q1 2023 Quartalsbericht: Ein positiver Start ins Jahr
- 31. Mai 2023 - Oikocredit aktualisiert NAV-Berechnung
- 26. Mai 2023 - Finanzielle Inklusion - Ein Weg aus der Armut?
- 24. Mai 2023 - Adama Bah: Wenn Frauen führen, steigt die Unternehmensleistung
- 15. Mai 2023 - Oikocredit Austria lud zur 32. Generalversammlung
- 12. Mai 2023 - Cafédirect: Wie Fairtrade ein besseres Leben für Landwirt*innen schafft und Ihnen eine bessere Tasse Kaffee bietet
- 05. Mai 2023 - Der Jahresbericht 2022 von Oikocredit Austria ist da