Ehrenamtlich bei Oikocredit: Andreas Forestier
Andreas Forestier aus Salzburg ist seit Kurzem ehrenamtlich bei Oikocredit tätig. Wir baten ihn zum Interview.
Viele Österreicherinnen und Österreicher möchten etwas zurückgeben und engagieren sich etwa für Rettung, Feuerwehr, in der Pfarre oder der Gemeinde. Auch Oikocredit Austria ist als Verein auf Ehrenamtliche angewiesen und freut sich eine Gruppe motivierter Menschen als UnterstützerInnen zu haben. Sie helfen bei Veranstaltungen, bei Büroarbeiten oder sind auch im Vorstand tätig – je nach Fähigkeiten und verfügbarer Zeit.
Andreas Forestier ist seit kurzem Ehrenamtlicher bei Oikocredit und zwar als neuer Regionalrepräsentant für Salzburg. Lernen Sie ihn mit diesem Interview kennen:
Bitte stelle Dich kurz vor: Wer bist Du?
Ich bin jetzt 68 Jahre alt und noch kein bisschen weise. Ich habe Musik und Journalismus in den USA studiert, habe in Salzburg meinen Dr. iur. gemacht, bin dann nach einer kurzen Zeit bei der Creditanstalt zur Deutschen Bank gegangen und habe auf verschiedenen Stationen im Ausland gearbeitet. Ich bin seit 40 Jahren verheiratet und habe zwei Söhne, eine Enkeltochter und bald einen Enkelsohn.
Ich war jahrzehntelang als Banker im Ausland tätig und habe viele große Industrieunternehmen, aber auch unzählige kleine Familienunternehmen finanziert. Seit 2006 habe ich mich langsam aus den Bankgeschäften zurückgezogen und bin seitdem in der Entwicklungshilfe tätig. In meinen diversen Einsätzen – Moldawien, Mongolei, Georgien, Ukraine, Togo, Usbekistan, Albanien, Mauritius und Madagaskar – habe ich die im wahrsten Sinne segensreiche Tätigkeit von Oikocredit kennengelernt.
Was beschäftigt Dich neben Oikocredit?
Ich bin Bratscher und spiele leidenschaftlich Kammermusik, daneben reise ich gerne, lese viel, für mich hat Kultur einen ganz großen Stellenwert. Ich engagiere mich in unserer Pfarre, bei den Musiktagen, der Vier-Seen-Kultur, ich sammle schöne Dinge, freue mich am Garten, koche gerne und genieße das Leben. Dabei bin ich dem lieben Gott immer dankbar, dass ich in eine so schöne Umgebung und in eine stabile, harmonische Gesellschaft hineingeboren wurde. Dies ist Anreiz und Motivation, mich für andere einzusetzen.
Woher kennst Du Oikocredit?
Mein erster Entwicklungshilfeeinsatz führte mich 2014 zu SMART CREDIT, einer winzig kleinen Mikrofinanzorganisation (MFI) nach Unghine, einer kleinen Stadt an der moldawisch-rumänischen Grenze. Diese MFI war die einzige Möglichkeit für die bitterarmen BewohnerInnen dieser landwirtschaftlich geprägten Gegend Geld für den Kauf von Hühnern, für die Verbesserung des Daches, für notwendige medizinische Operationen, für Saatgut, usw. zu bekommen. Ich sah wirkliche Armut, Dörfer ohne Elektrizität, ohne der primitivsten Sanitärinfrastruktur. Dort leben noch heute sechsköpfige Familien von 1.700 Quadratmeter Ackerfläche. Und SMART CREDIT wuchs zu schnell, es gab keine externe Finanzierung. Wir konnten nach viel Überzeugungsarbeit auch Oikocredit dazu bringen, die nachhaltige Entwicklung der MFI zu unterstützen. 2014 gab es 8 Angestellte, heute sind es 42; gab es ein Geschäftslokal, gibt es heute 8 Filialen; gab es 120 KundInnen, sind es heute 3.000; gab es ein Kreditvolumen von umgerechnet 14.000 Euro, sind es heute knapp 10 Millionen Euro! Und ähnliches habe ich auch in den anderen Einsatzländern gesehen!
Was magst Du an Oikocredit?
Oikocredit handelt nach dem genossenschaftlichen Grundprinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“. Ich sehe mit eigenen Augen, was aus investierten 1.000 Euro werden kann. Der erste Kredit für SMART CREDIT von Oikocredit betrug 100.000 Euro, er wurde anstandslos bedient und hat sicherlich nachhaltig 5.000 Familien geholfen, sich eine nachhaltige Existenz aufzubauen und zu sichern. Und so hat Oikocredit nicht nur vor unserer Haustüre (Moldawien) geholfen, sondern tut dies nach wie vor in Afrika, Asien und Lateinamerika.
Wie bist Du dazu gekommen, Dich ehrenamtlich für Oikocredit zu engagieren?
Ich habe schon länger beruflichen Kontakt mit Oikocredit, aber vor allem kenne ich den Vorstandsvorsitzenden Friedhelm Boschert schon seit fast 20 Jahren – ja, und vor allem Aglaë Hagg, stellvertretende Vorstandsvorsitzende, die wie eine Kerze an beiden Enden für Oikocredit brennt.
Wie engagierst Du Dich?
Dank meiner Vorgängerin, Veronika Canaval, kann ich in Salzburg ja auf einer guten Basis aufbauen. Ich werde mich wohl auf zwei Ebenen engagieren: einesteils auf der schulischen Ebene durch Vorträge und andernteils durch Ansprache von Leuten, um ihnen die Möglichkeit aufzuzeigen, wie man Geld wirklich sinnvoll investieren kann.
Worauf freust Du Dich?
Auf Gespräche, Kontakte, Treffen, und auf Menschen, die die Welt mit (noch) glänzenden Augen anschauen.
Was möchtest Du die Mitglieder von Oikocredit Austria noch wissen lassen?
Dass ich sehr begrüße, wenn ich von der bestehenden Oikocredit-Gemeinschaft freundschaftlich aufgenommen werde. Ich freue mich, wenn mir die langjährigen Ehrenamtlichen, die „alten Hasen“, von gelungenen Aktionen erzählen. Mich interessiert alles, das Wie, Wer, Was, Warum…
Möchten Sie gemeinsam mit Andreas Forestier und den anderen Ehrenamtlichen die Idee hinter Oikocredit verbreiten? Bei Interesse an einem Ehrenamt bei Oikocredit melden Sie sich gerne bei Vereinskoordinatorin Maja Spnulovic unter mspnulovic@oikocredit.at.