Generalversammlung von Oikocredit Austria erstmals online abgehalten

Die Verbreitung des Coronavirus hat vieles verändert – auch die Art und Weise, wie wir Menschen aktuell zusammenkommen. So konnte auch die jährliche Generalversammlung des Österreichischen Förderkreises Oikocredit Austria nicht wie gewohnt Ende April im Gebäude der KPMG in Wien stattfinden. Nach Abwägung mehrerer Möglichkeiten entschied sich der Vereinsvorstand dazu, die Versammlung nicht auf den Herbst zu verschieben, sondern noch vor dem Sommer – am 30. Juni 2020 – online abzuhalten. Das ermöglichte ihm nicht nur zeitnah auf die aktuellen Entwicklungen bei Oikocredit einzugehen. Es ermöglichte auch vielen Mitglieder aus den Bundesländern, die ansonsten nicht nach Wien gereist wären, an der Generalversammlung teilzunehmen.

Scheidende und neue Vorstandsmitglieder

Nach der Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzenden Friedhelm Boschert und Moderator Claus Reitan waren die heuer ausscheidenden Vorstandsmitglieder eingeladen Abschiedsworte an die rund 100 anwesenden Vereinsmitglieder zu richten. Sie waren alle sehr viele Jahre ehrenamtlich im Vorstand für Oikocredit Austria tätig: Günter Lenhart (13 Jahre, zuletzt stellvertretender Vorstandsvorsitzender), Michael Bubik (15 Jahre, Gründungsmitglied), Alfred Lauber (15 Jahre), Hans-Georg Schwarz (10 Jahre) und Veronika Canaval (8 Jahre).

Sie bedankten sich bei den Vereinsmitgliedern, VorstandskollegInnen und MitarbeiterInnen für die schöne, für sie sehr wertvolle Zeit und wünschten Oikocredit für die Zukunft alles Gute. Mitglieder und InvestorInnen von Oikocredit werden sie alle bleiben. Sie betonten auch die große Bedeutung des Ehrenamts und dass sich Interessierte gerne für die Mitarbeit, speziell als RegionalrepräsentantInnen, melden können.

Danach stellten sich die KandidatInnen für die Aufnahme in den Vorstand vor und erklärten ihre Motivation: Robert Vranitzky, der die Wassertechnik bei der Pörner Ingenieurgesellschaft verantwortet, sprach über die Wichtigkeit benachteiligte Menschen im Globalen Süden weiter zu unterstützen, auch wenn sich die westlichen Staaten auf sich selbst konzentrieren. Andrea Hagmann, Mitglied in Leitungs- und Entscheidungsgremien von Mikrofinanzfonds und -banken, liegt besonders die Stärkung der Frauen am Herzen. Nur mit Zugang zu Finanzdienstleistungen können sie ihr Leben unabhängig gestalten. Für Tim Lainer, Geschäftsführer Diakonie Eine Welt, sind globale Gerechtigkeit und Begegnung auf Augenhöhe zentral – Werte, die für ihn immer schon wichtig waren und ihn für einige Jahre auch nach Kenia geführt haben.

Markus Schlagnitweit war aus gesundheitlichen Gründen entschuldigt. In diesem Beitrag stellen wir die neuen Vorstandsmitglieder genauer vor.

Bericht von Oikocredit International

Danach kamen Thos Gieskes, Geschäftsführer von Oikocredit International, und Bart van Eyk, Direktor für Investments, zu Wort. Gieskes berichtete über die Erfolge 2019 wie etwa die verbesserten Finanzergebnisse, die Steigerung der InvestorInnen-Zahl und die Zufriedenheit der Oikocredit-Partner. Er sprach aber auch über die Herausforderungen wie den starken Wettbewerb, die politischen Unruhen in Lateinamerika und das Investitionsrisiko im Bereich Landwirtschaft. Anfang 2020 kam auch die Ausbreitung des Coronavirus hinzu. Van Eyk konnte jedoch berichten, dass Oikocredit seit Beginn der Pandemie in Kontakt mit den Partnerorganisationen ist und diese bei den Herausforderungen unterstützt. Außerdem habe man bisher keinen großen Einbruch beim „Inflow“ (Geldanlagen der InvestorInnen in Europa) gesehen, was großes Vertrauen in Oikocredit zeigt.

Zentral sei sowohl die Liquidität, den Wert der Anteile sowie die Gesundheit der Partner und MitarbeiterInnen genau zu beobachten, erklärte Gieskes. Zur Absicherung gegen die wirtschaftlichen Auswirkungen von Covid-19 wurde von den Direktmitgliedern von Oikocredit International außerdem für 0% Dividende für 2019 gestimmt. Für die Zukunft sind noch viele Fragen offen, könne die weitere globale Entwicklung doch nur schwer eingeschätzt werden. Fix ist jedoch eine neue Strategie für nach 2022, die den „purpose“ (Zweck, Aufgabe) von Oikocredit in den Mittelpunkt stellt.

Die Arbeit in Österreich

Auch in Österreich selbst konnte Oikocredit 2019 Erfolge erzielen. Das Anteilskapital wuchs um neun Prozent auf knapp 135 Millionen Euro. Mit Jahresende zählte Oikocredit Austria rund 6.500 Mitglieder und InvestorInnen. Geschuldet war dieser Erfolg neben der Medienarbeit auch den vielen Veranstaltungen (z.B. eigene Infoabende, Messauftritte), bei denen insgesamt rund 3.000 Menschen erreicht werden konnten. Weitere Höhepunkte des vergangenen Jahres waren der Wissensaustausch mit Afrika, die Pressereise nach Ruanda, der Besuch des Partners Greenforest Foods in Österreich und die neue Kampagne mit Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer – nachzulesen im Jahresbericht 2019. Boschert dankte dem Vorstand, den Ehrenamtlichen, sowie den MitarbeiterInnen für ihr großes Engagement, das dies alles erst möglich gemacht hätte.

Für das restliche Jahr 2020 sind weitere Online-Veranstaltungen, unsere Doppeljubiläumsfeier „45 Jahres Oikocredit International und 30 Jahre Oikocredit Austria“ am 15. September und unter anderem auch die Nutzung von „Action based learning“ geplant, bei dem Jugendlichen die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen nähergebracht werden sollen.

Abstimmungen

Der Kassier Rainald Tippow präsentierte den Jahresabschluss und der Rechnungsprüfer Bernhard Mechtler von KPMG bestätigte die Richtigkeit aller Angaben.

Danach wurde der Vorstand offiziell entlastet. Bei der Wahl des Vorstands für die nächste Amtsperiode wurde Friedhelm Boschert als Vorsitzender bestätigt. StellvertreterInnen sind nun Aglaë Hagg-Thun und Markus Schlagnitweit, der neu in den Vorstand kommt. Ebenfalls neu in den Vorstand aufgenommen wurden die drei anderen erwähnten KandidatInnen Robert Vranitzky, Andrea Hagmann und Timo Lainer. Maria Berger, Robert Colditz, Elisabeth Faller, Hermann Germ und Rainald Tippow wurden von den Mitgliedern wiedergewählt. Nähere Informationen zu allen aktuellen Vorstandsmitgliedern finden Sie hier.

Bernhard Mechtler von der KPMG wurde erneut als Rechnungsprüfer beauftragt – er nahm dankend an. Dem Budget 2020 wurde ebenfalls zugestimmt.

Am Schluss der Generalversammlung, die technisch bis auf wenige Kleinigkeiten reibungslos verlief, baten einige Mitglieder die Versammlung auch nächstes Jahr wieder online abzuhalten bzw. neben der physischen Veranstaltung die Möglichkeit zur Online-Teilnahme anzubieten. Boschert versprach diese Möglichkeit zu prüfen. Mit gegenseitigen Lob- und Dankesworten von Seiten der Mitglieder als auch des Vorstands ging die Versammlung schließlich zu Ende.

Das Protokoll können Sie hier herunterladen.

Oikocredit dankt den anwesenden Mitgliedern für ihre Teilnahme und ihr Interesse, Claus Reitan für die Moderation, KPMG für die Rechnungsprüfung und Horst Neumayer, Daniel Tod sowie LUMI für die technische Unterstützung.