Schwankende Kaffeepreise und stabiles Einkommen für KleinbäuerInnen - ist das möglich?
Einige Oikocredit-MitarbeiterInnen aus dem Bereich Landwirtschaft besuchten heuer die jährliche Ausstellung der Specialty Coffee Association (SCA) in Seattle, Washington. Über 11.000 Organisationen der Kaffee-Branche nahmen an der Veranstaltung teil.
Oikocredit war mit einem eigenen Stand vertreten und lernte auf diese Weise neue potenzielle Partnerorganisationen kennen, konnte sich aber auch mit bereits bestehenden PartnerInnen tiefer vernetzen. Des Weiteren wurde eine Vortragsreihe organisiert, bei der Hugo Villela, Mitarbeiter der Agricultural Unit und Spezialist für Lateinamerika bei Oikocredit, über Preisrisikomanagement in der Kaffee-Branche sprechen durfte.
Preisrisikomanagement betrifft viele unserer Partnerorganisationen
Stellen Sie sich vor, Ihr monatliches Einkommen sähe folgendermaßen aus:
Es würde Sie wahrscheinlich auch verunsichern, wenn Sie jeden Monat ein so unregelmäßiges Einkommen hätten. Dennoch ist das für Millionen von KleinbäuerInnen, die Kaffee anbauen, tagtägliche Realität. KaffeebäuerInnen sind den volatilen Mustern der Preisschwankungen ausgesetzt, die durch das Zusammenwirken von Angebot und Nachfrage ausgelöst werden. Nicht nur die KaffeebäuerInnen treffen die schwankenden Preise, auch Oikocredit leidet unter dem höheren Risiko eines Investments im Landwirtschaftsbereich.
Das Preisrisiko managen
Preisrisikomanagement (PRM) bietet unseren KaffeebäuerInnen-Kooperativen die Möglichkeit, ihren MitarbeiterInnen ein regelmäßigeres Gehalt auszubezahlen. Es geht darum, Lagerbestände und Prognosen der finanziellen Lage besser zu planen. Die Inter-Amerikanische-Entwicklungsbank sprach Oikocredit vor Kurzem eine Million US-Dollar an Förderungen zu, um ein PRM-Programm mit 16 KaffeebäuerInnen-Kooperativen in Zentral- und Südamerika zu implementieren. Das Programm schult verschiedene Stakeholder der Kooperativen auf unterschiedlichen Niveaus, unter anderem durch gemeinsames Lernen und verstärkten Austausch zwischen den einzelnen Organisationen. Außerdem sollen Finanzierungsmöglichkeiten dabei unterstützen, die geplanten PRM-Maßnahmen umzusetzen. Wir sind sehr zuversichtlich, dass die Kooperativen durch das Programm stabilere und insgesamt höhere Einkommen an ihre Mitglieder, die KaffeebäuerInnen, ausbezahlen werden können.
Oikocredit leitet die Initiative mit MitarbeiterInnen in Costa Rica, geleitet von Hugo Villela. Die heurige Global Specialty Coffee-Messe war eine gute Gelegenheit, um das PRM-Programm zu bewerben und die Key Player der Kaffee-Branche damit vertraut zu machen. Neben der Panel-Diskussion veranstaltete Oikocredit eine Q&A-Session, bei der die offenen Fragen von KaffeerösterInnen und -HändlerInnen zum PRM-Programm diskutiert wurden. Organisiert wurde diese Fragerunde mit Fair Trade USA, einer unserer wichtigsten Partner in dieser neuen Initiative. Weitere Organisationen, die mit uns zusammen an diesem Programm arbeiten, sind Catholic Relief Services, eine humanitäre Hilfsorganisation, und Keurig Green Mountain, einer der größten Hersteller von Spezialkaffee und Kaffeemaschinen.
Oikocredit ist überzeugt, dass das Investment, das jetzt getätigt wird, vielen Partnerorganisationen in der Kaffeebranche aus Lateinamerika und Afrika neue Perspektiven eröffnen wird. Die Maßnahmen, die im Rahmen dieses Programms entwickelt werden, lassen sich auf andere (landwirtschaftliche) Güter, deren Produktion Oikocredit fördert, anwenden. Wir werden mit allen beteiligten Stakeholdern weiterhin auf Augenhöhe neue Maßnahmen entwickeln und dieses herausfordernde Projekt gemeinsam meistern.
Ein Text von Frank Rubio, Global head of agriculture, deputy director credit bei Oikocredit.
Ausführliche Informationen über das PRM-Programm finden Sie auf der Webseite von Oikocredit International.